Was erwartet uns wohl in Zimbabwe? Wir kannten dieses wunderbare Land noch von unserer ersten Reise durch Afrika 1996. Die Kornkammer Afrikas, so durfte sich dieses überaus fruchtbare Land nennen und so erlebten wir es einst. Die Schlagzeilen sind allen bekannt… Mit der Unabhängigkeit 1980, als Zimbabwe noch Rhodesien hiess, wurden viele Versprechen zur Landreformen getätigt. Endlich sollten diese doch umgesetzt werden!? So versank das Land um 2000 – 2009 in einem der grössten Desaster auf dem afrikanischen Kontinent. Von den über 5000 weissen Farmern wurden bis auf 200 alle zwangsenteignet. Uns steht es nicht zu, unsere Meinung kund zu tun. Was die Kolonialisierung anrichtete, war schlichtweg sicher nicht nur richtig und gut für die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung.
Facts ist:
Der überaus fruchtbare Boden wird noch zu einem 1/8 der Fläche bewirtschaftet. Die ganze Tabak-, Baumwoll- und Zuckerrohproduktion (Zimbabwe war der grösste Tabaklieferant weltweit) ist eingebrochen und das meiste wird seither von Südafrika, Sambia oder Tansania importiert. Die Preise schnallten immens in die Höhe. Wir bezahlten z.B. für 500 gr. Butter in Harare über 12.- US$ und im KFC Fast Food für einen Burger gut und gerne 28 US$. Für wenig Gutbetuchte sind solche Lebensunterhaltskosten zu tragen. Wir trafen eine zimbabwische Familie in Kariba, die in Harare lebt (beides Ärzte), die uns erzählten, dass sie alleine für Lebensmittel pro Monat über 4000 US$ ausgeben. Unser grosses Glück schien, dass sich der Präsident Ende Jahr ablöste. Wir spürten überall eine grosse Hoffnung- und Aufbruchstimmung – es kann jetzt nur noch aufwärtsgehen! All die gefürchteten «hassle», Strassenblocks und Schikanen der Polizisten sind nirgends mehr zu spüren. Man bekommt wieder an den vielen Tankstellen Diesel 50 zu einem zwar stolzen Preis, aber es gibt! Die Menschen sind sehr interessiert an unserer Meinung und an unserm Entscheid ihr Land zu bereisen. Und wir trafen überall auf sehr liebenswürdige und dankbare Menschen. Ob in Harare, wo wir der einst grösste Tabak-Auktion Afrikas beiwohnten, auf dem «local markt» Mbare Musika, im Skulpturengarten Chapungu Kraal der Shona-Künstler, oder einfach in unserem Backpacker-Camp «small world». Harare schien für uns eine Stadt der Zimbabwer zu sein. Leider fanden wir fast überall ausschliesslich Männergruppen. Männer, die in die Stadt immigrierten, mit der Hoffnung auf Arbeit. Nirgends findet man im City-Center Curio-Shops, Touristenläden oder geschweige ein gutes Restaurant. Früher grosse Gärten mit Ausstellungen und Museum sind geschlossen oder verwahrlost. Wir verbrachten auf Wunsch von Alessandra, ihren 13. Geburtstag in dieser eindrücklichen und spannenden City und dieser farbige und abwechslungsreiche Tag wird unvergesslich bleiben. Diese Erlebnisse prägten uns sehr und sind mit Worten kaum zu beschreiben.
Unsere Weiterfahrt Richtung Norden an den Karibasee führte uns durch die einst grossen Farmlandschaften Zimbabwes. Grosse Scheunen stehen leer, das Land wird kaum oder nur teilweise bewirtschaftet. Es lässt nur erahnen, wie es einst glänzte. Im kleinen Ort Chinhoyi kurzer Zwischenstopp mit Besichtigung der gleichnamigen und sehr schönen Caves samt Fotoshooting mit einer pre-school-Klasse aus dem Dorf 😊.
Auf Kariba und den Norden freuten wir uns riesig. Das verschlafene Dorf am See, am einst grössten Stausee der Welt überzeugt mit Natur puur. Ganz selbstverständlich lebt man hier zusammen mit der grossen «Wildlife». Unser Camp direkt am See lieferte uns die allnächtliche gleiche Kulisse. Ob Hippos-Gegrunze oder das Knacken der Äste vor dem Camper, wenn der Elefant wieder durchs Camp trampelte, das gehört zu Africa! Überall im Dorf muss man mit diesen Riesen rechnen. Nach unserer Sunset-Cruise auf dem Lake Kariba konnten wir abends nicht gleich in unser Zuhause steuern. It’s not a good idea to take a shower now, meinte Edwin, vom Restaurant. Die Elefanten sind unten auf eurem Platz! Die riesige Kariba-Staumauer wurde in nur drei Jahren 1959 als kolossale Meisterleistung gebaut und es brauchte ganze 5 Jahre, bis sich der See zur jetzigen Grösse ausbreitete und den Sambesi auf 280 km staute. Rund um den See entstand ein riesiges Naturparadies von wunderbarer Schönheit. Leider, wie so oft, auf Kosten der Einheimischen, die Tonga – das Vergessene Volk am Karibasee, das umgesiedelt und entwurzelt wurde.
Und so war der Weg nicht mehr allzu weit nach Victoria Falls. Wir wählten den schnellen und fahrzeugtechnisch sicheren Weg über Sambia. Die ausgefahrene Schotterpiste entlang dem Karibasee taten wir uns und unserem bushcruiser nicht an. Schliesslich rückt unser Termin im Süden immer näher ☹.
Für Vic Falls auf sambischer und zimbabwischer Seite gibt’s nur wenig und doch sooooo viel zu sagen:
Gigantisch, sehr nasse, 1.7 km breit, überwältigend, Gischt ist 60 km weit sichtbar, bis 550 Mio. Liter Wasser pro Minute stürzen die Fälle runter, vier Einzelfälle – Devil’s Cataract – Main Falls – Rainbow Falls – Eastern Cataract und noch mehr nass – pflotschnass!!! Aber absolut genial!
Und zu guter Letzt den wunderschönen und landschaftlich überaus reizvollen Hwange-NP. Die schönen und einsamen Camps laden zum Verweilen ein, die Natur ist gefärbt in ihren schönsten Herbstfarben. Ein bisschen aus dem Dornröschenschlaf erwacht wirkt der Nationalpark bescheiden und einfach. Die glorreichen Tage von damals sind vorbei und dank Fleiss und Ausdauer der Ranger wird die Infrastruktur basicmässig aufrechterhalten. Mal gibt’s Wasser, mal nicht. Schlimmer ist’s, wenn es gleich bei mir ausgeht, wenn die Haare noch voll Shampoo sind (gäll Alessandra) 😊. Liebenswürdigem Ranger Gottfried, der uns unterhaltet und die Natur näherbringt, feinstem Gulasch ganz alleine abends am Wasserloch mit mindestens 100 Elefanten, unsere erste Begegnung mit Wild dogs (welch ein Riiiiesenglück YÄÄÄH) und einmal mehr unvergesslichen Nächten mit Löwengebrüll und Hyänengesang. Und wunderbares Kennenlernen einer südafrikanischen und schweizer Familie am Lagerfeuer. Und so führt uns der Grenzposten direkt im Hwange-NP nach Pandamatenga in ein neues Abenteuer.